Fahrbericht Honda CRF1100L Africa Twin: Reiseenduro oder Supersportler, das ist hier die Frage

Die Supersportlerin Honda Fireblade und die Reiseenduro aus selbem Hause, Africa Twin, haben etwas gemeinsam. Was das ist, und wie sich die CRF1100L im Alltag schlägt, das haben wir in unserem Vierzehntage-Test versucht, herauszufinden.
       von Gerolf Ermisch 
 
 
Die Africa Twin wirkt imposant, ist im Alltag allerdings wesentlich wendiger und leichter handhabbar, als man es vermutet. 
Zwar merkt man ihr den verhältnismäßig hohen Schwerpunkt an, das aber eher im Stand, denn auf der Straße. Auch, wenn sie hoch bauend wirkt, ist sie durch ihre Sitzhöhe für viele Körpergrößen gut handhabbar. 
 
Fotos: Isabel Ermisch

Weniger gut hat uns die Bedienung der Fahrmodi gefallen. Allzu leicht ändert ein versehentlicher Druck auf einen der Taster links am Lenker ungewollt den Fahrmodus. 
Hervorragend dagegen der druckvolle Zweizylinder, der völlig untypisch, selbst bei 1.500 Touren nicht das Stottern anfängt. 
Auch Details, wie die automatische Blinkerrückstellung sorgen für ein Plus an Komfort auf der Reise.
 
Kommen wir zum Preis.
Honda bietet die CRF1100L Africa Twin aktuell ab 15.500 Euro bzw. 16.099 Euro inklusive Überführung an.
 
 

Hier unser Test in der Langversion 

1. Design mit klassischem Auftritt

Klassisch der Auftritt mit der steil stehenden Front und dem hohen Windschild. Weit geöffnete Pausbacken lassen viel Luft an den großen Kühler, während der angedeutete böse Blick der LED-Frontbeleuchtung die Africa Twin eindeutig von den Mitbewerbern abgrenzt. Die Frontmaske wirkt geradezu wie ein Helm, lässt die Japanerin bestimmt auftreten.
Seit vergangenem Jahr ist sie in der Farbgebung Grand Prix Red zu haben. Die war bisher der Supersportlerin CBR 1000RR Fireblade vorbehalten, lässt die Africa Twin zusammen mit tiefschwarz glänzenden Elementen aber ebenfalls feurig wirken. Daneben ist sie auch in dem dunklen Matt Ballistic Black Metallic sowie in der Ausführung ES auch in Pearl Glare White erhältlich.
Die große Reiseenduro der Japaner baut optisch aber auch am Heck hoch. Von hinten wirkt sie mindestens ebenso imposant, wie an der Front – auch der Auspuff schmiegt sich an den hohen Bürzel.

Bei der Sitzhöhe zeigt sich die CRF1100L flexibel. Die serienmäßige Sitzbank lässt eine Verstellung in zwei Stufen von 850 oder 870 Millimeter zu. Optional sind aber auch eine 825 sowie eine 885 Millimeter-Variante zu haben.
Das Windschild der Africa Twin lässt sich fünffach verstellen und bietet auch größeren Fahrern in der höchsten Einstellung einen ordentlichen Witterungsschutz. Für die Verstellung werden allerdings beide Hände benötigt.

2. Das Fahrwerk

Gabel wie Federbein kommen in allen Varianten der Africa Twin vom japanischen Hersteller Showa. In unserer Basisvariante ist die 45 Millimeter-Upside-Down Gabel vollumfänglich sowohl in der Vorspannung, wie auch in Zug- und Druckstufe einstellbar und bietet 230 Millimeter Federweg. Das Federbein hinten federt über 220 Millimeter und ist per Drehrad in der Vorspannung sowie auch in der Zugstufe justierbar.

Damit ist die Africa Twin, wie man es bei einer Reiseenduro auch erwartet, eher weich abgestimmt, ohne aber schwammig zu wirken. 
Ausgehend von unseren Testfahrten in der Stadt und Überland können wir festhalten, dass den Japanern die werkseitige Grundeinstellung des Fahrwerks hervorragend gelungen ist. 

Und vor dem Hintergrund, dass sie vollgetankt 231 Kilogramm auf die Waage bringt, beeindruckt die Abstimmung umso mehr.

Honda bietet für die Africa Twin aber auch eine ES-Variante, bei der Gabel wie Federbein teilelektronisch geregelt werden. 

Voreingestellte Federungs- und Dämpfungskennlinien sind hier softwareseitig hinterlegt und werden kurzerhand per Tastendruck am Lenker dem Bedarf angepasst.

Gebremst wird die Japanerin rundum mit einer Bremsanlage von Nissin. Vorne stoppen die radial angeschlagenen Kolben die Africa Twin mit zwei 310 Millimeter großen Scheiben im Wellen-Design. Hinten wird über eine ebensolche 256 Millimeter-Scheibe verzögert.

Das 21 Zoll große Vorderrad kommt in der Dimension 90/90, hinten umspannt ein 150/70er Pneu die 18 Zoll große Felge. Standardmäßig sind rundum Karoo Street-Reifen von Metzeler montiert.

Krümmer- wie Motorschutzbleche sind serienmäßig an Bord, wobei die Bodenfreiheit von 250 Millimeter wohl in den allermeisten Situationen ausreichend Reserven bietet. 

3. Der Antrieb

Das Herz der großen Reiseenduro von Honda bildet ein 1.084 Kubikzentimeter großer Reihenzweizylinder. 
Er gibt 102 PS ab und schiebt sie mit maximal 112 Newtonmeter, die bereits bei 5.500 Umdrehungen anliegen, kräftig an. 
So ist schon im unteren Drehzahlbereich viel Kraft vorhanden, das fein abgestimmte Aggregat fängt selbst unterhalb der 2.000 Touren zu keiner Zeit an zu stottern, bleibt rüttelfrei und immer gut dosierbar.

Honda gibt für die Africa Twin eine Höchstgeschwindigkeit von 199 km/h an. Diese Angabe ist allerdings sehr zurückhaltend, unsere Testkandidatin brachte es nach Tacho problemlos auf über 220 km/h.

Der von Honda ermittelte Durchschnittsverbrauch von 4,9 Liter ist ebenfalls eher konservativ, allerdings bei ruhiger Fahrweise mit Sicherheit zu erreichen. 

Mit ihrem Tankinhalt von knapp 19 Litern sind so Etappen von etwa 380 Kilometer zwischen den Tankstopps möglich. 

Wir notierten am Ende unseres Vierzehntagetests 6,1 Liter auf 100 Kilometer, das allerdings aufgrund überwiegend fordernder Fahrweise.

Neben dem herkömmlichen Sechsgangschaltgetriebe, für das es auf Wunsch auch einen Quickshifter gibt, ist die Africa Twin auch mit einer Doppelkupplungsautomatik zu haben. 
Das DCT schaltet dabei gänzlich autonom, die Gänge können aber auch mittels Taster am Lenker eingelegt werden.

Unsere Testmaschine kam mit manuellem Getriebe ohne Quickshifter und so sauber und flott, wie sich die Gänge durchschalten ließen, vermissten wir diesen eigentlich auch nicht.

4. Die Ausstattung und Zubehörpakete

Serienmäßig verfügt die CRF1100L über einen berührungsempfindlichen Tachobildschirm mit 6,5 Zoll bzw. 16,5 Zentimeter Diagonale. Er ist hervorragend ablesbar und lässt über diverse Menüs die Einstellung der verschiedenen Fahrmodi oder der Fahrwerkseinstellung (sofern das semiaktive Fahrwerk verbaut ist) zu.

Die Bedienungsführung ist nicht sofort zugänglich, im Gegenteil. Die Art der Verschachtelung der Menüpunkte verlangt Eingewöhnung. Dafür gibt es dann die Möglichkeit, sowohl die Motorkraft und Motorbremse, wie auch Traktionskontrolle, ABS und sogar die Wheelie-Kontrolle, also das Anheben des Vorderrades beim Beschleunigen, in mehreren Stufen abzustimmen.

Möglich macht das die serienmäßig verbaute Sechsachsen-IMU. Dabei überwacht ein Steuergerät mittels diverser Sensoren permanent die Lage der Maschine entlang der Längsachse.

Unter dem großen Tachobildschirm befindet sich eine zusätzliche LCD-Anzeige, die neben den Kontrolllampen auch immer die Geschwindigkeit sowie den eingelegten Gang anzeigt. Sie ist nötig, denn der obere Monitor kann, sofern man das Smartphone über die serienmäßige USB-A-Dose verbindet, via Apple CarPlay oder Android Auto das Handy spiegeln.

So lässt sich die Smartphone-Software zur Navigation oder zum Telefonieren nutzen, wie es in den meisten Pkw heutzutage Standard ist. Für Anrufe und Navigationsansagen wird ein Intercom am Helm benötigt, das sich dann über Taster am linken Lenker steuern lässt.

Immer mit an Bord ist auch ein Tempomat, eine Warnblinkanlage, die sich auch bei sehr starkem Bremsen selbstständig aktiviert sowie LED-Beleuchtung rundum inklusive einer Fernlichtautomatik. Optional sind auch Kurvenlicht, Griffheizung und viele weitere Annehmlichkeiten zu haben.

Hier noch unser Film dazu auf YouTube:



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