Das „Göttinger Ei“ von 1939 ist auch heute noch ein Wunder der Aerodynamik
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Heute rollt kein Fahrzeug vom Band, wenn es nicht vorher im Windkanal getestet und optimiert wurde. Was viele nicht wissen: Bereits in den 1920 und 1930er Jahren untersuchten die Aerodynamische Versuchsanstalt (AVA) in Göttingen und die Deutsche
Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) in Berlin-Adlershof Autos im Windkanal. Das wohl berühmteste ist der heute verschollene Schlörwagen, das „Göttinger Ei“.
Die Windschlüpfigkeit des siebensitzigen Schlörwagens unterstreicht der sensationell niedrige so genannte Cw-Wert (Strömungswiderstandskoeffizient) von 0,186. VW stellte in den 1970ern bei Nachmessungen sogar nur 0,15 fest.
Schlörwagen: Das
Stromlinienfahrzeug entwickelte Karl Schlör in den 1930er-Jahren. Hier steht sein Vorgesetzter Dr. Michael Hansen neben dem
Fahrzeug. Fotos: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
Vollstromlinienwagen-typisch hatte dieser Prototyp entsprechend gestaltete Front- und Heckbereiche.
Der 4,32 Meter lange Wagen basierte auf einem modifizierten Fahrgestell eines Mercedes-Benz 170 H
(1,7 Liter Heckmotor mit 38 PS). Laut DLR war der Wagen mit 2,10 Metern vergleichsweise breit, seine Höhe betrug 1,48 Meter, der Radstand lag bei 2,60 Meter.
Aus einer derartigen Karosserieform resultieren natürlich Windschlüpfigkeit und damit geringer
Kraftstoffverbrauch. Schlechte Kurvenlage und Seitenwindanfälligkeit machten den Prototyp allerdings wenig praktikabel.
Erstmals öffentlich gezeigt werden sollte der Wagen eigentlich bei der Automobilausstellung im Februar 1939 in Berlin. Doch daraus wurde nichts. Der AVA-Versuchswagen wurde nur vor den Toren des Ausstellungsgeländes gezeigt. Ein weiteres Modell auf dem Messegelände musste als reines Versuchsfahrzeug deklariert werden, das nicht in Serie
gebaut werden sollte.
Der Grund dafür: auf der
Automobilausstellung feierte der von Ferdinand Porsche entwickelte erste „Käfer“ seine Premiere. Das „Schlörwagen“ sollte nicht als Konkurrenz dazu wahrgenommen werden. Denn der Versuchswagen aus Göttingen hatte Platz für deutlich mehr
Passagieren (7 statt 4), war schneller und verbrauchte weniger.
In
den letzten Kriegsjahren wurde der Wagen in seine Einzelteile zerlegt.
1948 versuchte Schlör, der inzwischen im Bayerischen Staatsministerium
für Verkehrsangelegenheiten arbeitete, den Wagen, beziehungsweise das,
was von ihm noch übrig war, aus der AVA nach Bayern zu transferieren.
Er
scheiterte jedoch an der britischen Militärregierung, die den
Versuchswagen nicht herausgab.
Was anschließend mit dem
AVA-Versuchswagen geschah, ist unklar. Wahrscheinlich wurde er eines
Tages verschrottet, da die Karosserie bereits 1942 stark verbeult
und somit für weitere Versuchszwecke unbrauchbar war.
Aufgrund des
ungeklärten Schicksals ranken sich bis heute zahlreiche Mythen um das
Fahrzeug. Letztmals gesehen wurde er 1948 in Göttingen.
... der Motor befand sich hinten, wie beim VW-Käfer ...
Entwickler Karl Schlör steht 1942 vor seinem Vollstromlinienfahrzeug,
das damals schon etwas verbeult war. Der Propeller, den er montiert
hatte, stammte aus russischer Beute. 1942 (Foto unten) unternahm Schlör mit dem Wagen eine letzte Versuchsfahrt mit Propellerantrieb.
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