27 Ganzjahresreifen im Test: bei Schnee, Nässe und Trockenheit

Ganzjahres- oder Allwetterreifen haben besonders in gemäßigten Klimaregionen einige Vorteile, auch in weiten Teilen Deutschlands. Das erspart lästiges Reifenwechseln, die Einlagerung der nicht benutzten Reifen daheim oder gegen Bezahlung ebenfalls. Hinzu kommt, dass Ganzjahresreifen mittlerweile technologisch so weit fortgeschritten sind, dass sie als eine ernstzunehmende Alternative zu den reinen Sommer- oder Winterreifen gelten. 

 

Die Auswahl wird bei der unübersichtlich großen Zahl an Herstellern schnell zur Qual und viele fragen sich  offen: Welche sind die richtigen? Hier sollte auf keinen Fall nur allein der Preis entscheiden, denn der Reifen ist als einzige Verbindung des Fahrzeugs zur Straße maximal sicherheitsrelevant. 
 
Hilfe bei der oft nicht einfachen Wahl gibt der Automobilclub von Deutschland (AvD) mit einem Reifentest. Zusammen mit dem Prüfdienstleister Tempotire (vom ehemaligen AutoBild-Reifentester Henning Klipp gegründet) werden ab sofort Modelle der gängigsten und bekanntesten Hersteller unabhängig sowie fachkundig erprobt. 
 
Benedikt Preussner (AvD) und Henning Klipp (Tempotire)

27 Reifen geprüft

Diesmal ging es um Ganzjahresreifen. Jeweils drei Größen-Dimensionen mussten sich in den verschiedenen Disziplinen, auf Schnee, trockener und nasser Fahrbahn, beweisen:
- 205/45 R17
- 205/55 R16
- 235/60 R18
 
Die Test-Kandidaten kamen in allen drei Formaten aus jeder Preisklasse, von Premium- und Marken- bis zu Budgetreifen. 
Als Vergleichsgröße wurde bei allen Prüfungen jeweils ein guter Sommer- und Winterreifen mitgetestet. 
Insgesamt waren 27 verschiedene Reifen auf dem Prüfstand. 
Einen Eindruck der sehr umfangreichen Test gibt es als Video hier:
 
 
Auf der neu geschaffenen Website unter avd.de/reifentest gibt es alle Details zu den Testergebnissen sowie spannende Videos der umfangreichen Prüfungen.

So wurde getestet

Sicherheitsrelevante Aspekte wie Bremsverhalten und Handling (je 30 Prozent) erhielten in der Endabrechnung eine höhere Gewichtung als zum Beispiel der Abrollkomfort oder die Vorbeifahrgeräusche (je 5 Prozent). 

Zusätzlich wurden die Kapitelwertungen der Alltagssituationen, also auf nasser und trockener Fahrbahn, höher bewertet (je 40 Prozent) als die Fahrt auf Schnee (20 Prozent). 

Übersichtlich gestaltete Gütesiegel mit dem weltweit bewährten 5-Sterne-Prinzip zeigen die Ergebnisse aller getesteten Reifen schon auf den ersten Blick leicht verständlich an. 
Daneben werden jeweils der Testsieger sowie die beste Preis-Leistung (mind. gut bewertet) gesondert dargestellt. 
Für eine möglichst realistische Kostenschätzung wurde der Mittelwert des aktuellen Marktpreises mehrerer Händler errechnet. 

„Test for the best“

Ein Ganzjahresreifen sollte, wie der Name es verspricht, unter jeglichen Bedingungen verlässlich sein und jederzeit gleich gute Dienste leisten. Während sie früher jedoch nicht mit der Qualität von reinen Sommer- und Winterreifen konkurrieren konnten, eher nur für Kleinwagen infrage kamen, sind sie heute mit deutlich besser abgestimmten Gummimischungen sowie Profildesigns in so ziemlich allen Größen zu einer echten Alternative geworden. 
 
Doch es gibt teils deutliche Unterschiede, wie die umfangreichen AvD-Reifentests offenbaren. 
Das liegt nicht nur daran, ob es sich um einen so genannten Premium- (höchste Leistung), Marken- (gute Preis-Leistung) oder einen Budgetreifen (eher günstig) handelt.

Ganzjahresreifen 205/45 R17

Die Reifendimension 205/45 R17 findet man vor allem bei den Kleinwagen. 
Beim AvD-Test wurden Reifen von neun verschiedenen Herstellern getestet, Testfahrzeug war ein Mazda MX-5 Roadster. 
Für die Schneefahrten stand das Continental-Testzentrum in Nordschweden zur Verfügung, die Tests auf nasser und trockener Fahrbahn wurden auf dem Contidrom in Hannover vorgenommen.
 
Im Ergebnis schneiden drei Reifenhersteller mit „sehr gut“ ab. 
Der Goodyear Vector 4Seasons Gen-3 hat insgesamt zwar auch eine sehr gute Benotung, musste sich jedoch aufgrund der etwas schwächeren Leistung beim Bremsen auf trockenem Untergrund mit der Gesamtnote „Gut“ zufriedengeben. 
Testsieger mit einer Gesamtwertung von 4,4 ist der Pirelli Cinturato All Season SF 3. 
Besonders bei Aquaplaning und beim Bremsverhalten zeigte er Bestwerte. 
 
Als Zweitbester aller Tests auf den unterschiedlichen Straßenverhältnissen folgt der Continental AllSeasonContact 2. 
Knapp dahinter liegt der Bridgestone Turanza All Season 6 Enliten, der mit 4,3 Sternen immer noch sehr gut performt hat.
Bestes Preis-Leistungs-Verhältnis hatte der Linglong Grip Master 4S mit vier Sternen. 
Es zeigt einmal mehr, dass chinesische Hersteller Qualitätsunterschiede schnell aufholen – nicht nur im Bereich der Automobile, sondern auch bei den Reifen. 
nicht zu empfehlen: die günstigeren Reifen von Milever (All Season Versat MC545) und Tomket (Allyear 3) haben beim Handling und vor allem beim Bremsverhalten auf nasser Fahrbahn oft nicht gut abgeschnitten.

Ganzjahresreifen 205/55 R16

Diese Größe ist klassischerweise in der Kompaktwagenklasse (etwa VW Golf) im Einsatz. 
Zehn Hersteller standen hier im Vergleich, wie immer Premium-, Marken- und Budgetreifen. Bridgestone stellte für die Schneefahrten seine Testanlage in Schweden zur Verfügung. 
Das Fahrverhalten auf nassem und trockenem Untergrund wurde auf dem EUPG-Gelände in Italien getestet. 
 
Testsieger ist der Continental AllSeasonContact 2, der sowohl auf trockenem als auch nassem Untergrund den Höchstwert aller Prüfreifen von 4,5 Sternen erreicht. 
Auf dem geteilten zweiten Platz landen Bridgestone Turanza All Season 6 Enliten und Pirelli Cinturato All Season SF 3. 
Auch Goodyear Vector 4Seasons Gen-3 und Vredestein Quatrac konnten durchaus überzeugen, landen noch im Bereich „sehr gut“. 
 
Der vergleichsweise günstige Linglong Grip Master 4S kann aufgrund von drei nur durchschnittlichen Ergebnissen bei sicherheitsrelevanten Disziplinen lediglich empfohlen werden. 
Preis-Leistungs-Sieger wurde der Kleber Quadraxer 3, mit einer Gesamtbewertung von 4,2 Sternen ein guter Reifen. 
Das ist beim Markenreifen von Firestone (Multiseason2) und vor allem beim Budgetreifen von Tomket (Allyear 3) nicht mehr gegeben. 
Beide zeigen beim Handling und vor allem beim Bremsen auf nasser Fahrbahn deutliche Defizite.

Acht Ganzjahresreifen 235/60 R18

Diese Reifendimension wird vor allem bei SUV- und Elektrofahrzeugen der Mittelklasse verwendet. Beim AvD-Test war dies ein rein elektrischer Skoda Enyaq. 

Testsieger wurde mit aufgerundeten 4,5 Sternen der Pirelli Scorpion All Season SF 3 vor dem Continental AllSeasonContact 2 und dem Goodyear Vector 4Seasons Gen-3 SUV, die auch ein „sehr gut“ bekamen. 
Vor allem beim Handling holten sich alle drei Höchstwerte, mit seinem exzellenten Bremsverhalten konnte sich Pirelli jedoch knapp nach vorne schieben. 
Bei den Plätzen vier und fünf musste sich der Michelin CrossClimate 2 SUV hinter dem Bridgestone Turanza All Season 6 anstellen, da er beim Handling auf nasser Fahrbahn (sicherheitsrelevant!) nicht ganz so überzeugen konnte. 

Preis-Leistungs-Sieger wurde der Maxxis Premitra All Season AP3 SUV. Er ist vergleichsweise günstig, konnte in nahezu allen Werten gut bis sehr gut abschneiden. 

Lediglich der Budgetreifen von Everton (Contral A/S 4 Seasons) kann aufgrund mehrerer unzureichender Testergebnisse nicht empfohlen werden. 

Bis in die 1970er Jahre hinein hatte sich der AvD mit fundierten Reifentests einen Namen gemacht. Danach war erst einmal Stille, jetzt geht es wieder los. 

Zusammen mit dem vom ehemaligen AutoBild-Reifentester Henning Klipp gegründeten Prüfdienstleister Tempotire werden ab sofort wieder eigene Tests durchgeführt. 
Nach den Ganzjahresreifen folgen bald weitere Typen. 
Für 2026 stehen Allwetter-, Sommer- und Winterreifen auf dem Programm. 
Auch diese werden auf der neuen Webseite (avd.de/reifentest) veröffentlicht.  
 
Um alles leicht verständlich zu machen, setzt der AvD auf ein Ranking-System, das die jeweiligen Reifenmodelle mit einer Skala von ein bis fünf Sternen auf den ersten Blick vergleichbar macht. 
Besonders empfehlenswerte Pneus bekommen ein neues AvD-Gütesiegel. 
 
AvD-Präsident Lutz Leif Linden:
„Mit der Wiederaufnahme der Reifentests bieten wir unseren Mitgliedern und allen Autofahrern einen praxisnahen Service, der zur aktiven Verbesserung der Verkehrssicherheit beiträgt.“



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