Lancia und Motorsport, das ist eine lange und erfolgreiche Geschichte. Auch in der Königsklasse war die italienische Marke knapp zwei Jahre unterwegs, brachte Mercedes, Ferrari, Maserati und all die anderen ganz schön ins Schwitzen.
Innovation war für Vincenzo Lancia und später für seinen Sohn Gianni ein permanentes Anliegen.
Dabei konnten sich beide auf kreative Mitarbeiter verlassen.
Kein Wunder, dass seit Gründung im Jahr 1906 allerhand Ideen in Turin bei dieser Marke erdacht und ausprobiert wurden.
Vieles davon war später bei den anderen Herstellern zu sehen.
Neben Innovation standen für Lancia jahrelang immer auch Qualität, Eleganz, Individualität und Luxus im Vordergrund.
Motorsport ebenfalls, der Kampf Rad an Rad, um bessere Rundenzeiten und Strategie.
Lancia war immer auch im Renngeschehen aktiv, in den 1950er-Jahren sogar in der Formel 1.
24. Oktober 1954: erster Einsatz Lancia D50
Der einsitzige D50 wurde 1954 von Vittorio Jano entwickelt.
Mit zahlreichen technischen Finessen.
Sein 2,5 Liter 90-Grad-V8 hatte vier oben liegende Nockenwellen und vier Doppelvergaser.
Er brachte es damit auf 260 PS.
Beim neunten Rennen der Saison 1954 kam der Wagen erstmals zum Einsatz.
Am 24. Oktober auf dem gut 5,5 Kilometer langen Circuit de Pedralbes bei Barcelona.
Er unterschied sich von den anderen durch seine eher schlichte Form und die auffälligen Seitenkästen, in denen die Kraftstofftanks untergebracht waren.
Der Lancia D50 in Action:
Am Steuer saß damals unter anderem Alberto Ascari, Weltmeister von 1952 und 1953.
Beim Großen Preis von Spanien holte er sich im Training die Bestzeit.
Mit 2:18,1 Minuten lag seine schnellste Runde eine Sekunde unter der des zweitplatzierten Juan Manuel Fangio im Mercedes-Benz W 196.
Damit startete Ascari das Rennen aus der Pole Position
Im Rennen dominierte er das Feld, fiel dann aber in Runde 17 mit Kupplungsschaden aus.
![]() |
1955 GP Monza: Mike Hawthorn im Lancia D50 |
In der Saison 1955 gewann er früh in der Saison zwei nicht zur WM gehörende Rennen in Italien (Turin).
Was die Qualität des D50 eindrucksvoll unterstrich.
Beim zweiten WM-Lauf in Monaco am 22. Mai lag Ascari wegen Ausfall vieler Konkurrenten in Führung. Doch dann verschätzte er sich in einer Schikane, kam gegen die Streckenbegrenzung und flog mit seinem Wagen im hohen Bogen ins Hafenbecken.
Er konnte sich aus dem schnell sinkenden Rennauto befreien und schwamm mit eigener Kraft an Land.
Dort zog ihn ein Matrose des Reeders Aristoteles (Ari) Onassis aus dem kalten Wasser.
Ascari brach sich bei diesem Unfall das Nasenbein und zog sich einige Prellungen zu.
Vier Tage später hatte er nicht so viel Glück, starb bei einem Unfall in einem Sportwagen von Ferrari.
Genau ließ sich der Fall nie aufklären.
Ader Rennstrecke in Monza (Autodromo Nazionale Monza) kam er von der Strecke ab, überschlug sich und wurde dabei tödlich verletzt.
Höchstwahrscheinlich wich er Arbeitern aus, die unvorsichtig die Rennstrecke überquerten.
Unvorsichtig war er ebenfalls, er saß mit Hemd und Krawatte am Steuer ...
Ja, so war das damals.
Ferrari fährt mit Lancia D50 zum Sieg
Zum plötzlichen Tod des besten Fahrers kamen bei Lancia noch Probleme mit dem Budget.
Das Geld wurde knapp, nicht gut im Motorsport.
Es blieb nichts anderes übrig, die Rennabteilung wurde an Ferrari verkauft, alle Teile am 26. Juli 1955 übergeben.
Manche meinen verschenkt.
Gut möglich, denn für Gianni Lancia war Motorsport eine Herzensangelegenheit, da war der Meistbietende von eher untergeordneter Natur.
Egal, der etwas überarbeitete Lancia trat ab sofort als Ferrari D50 auf den Rennstrecken an.
Mit ihm wurde Juan-Manuel Fangio im folgenden Jahr zum vierten Mal Weltmeister.
Am 2. September 1956 auf dem Autodromo Nazionale Monza beim GP von Italien.
Allerdings nicht ganz aus eigener Kraft.
Vor dem letzten Rennen der Saison führte Fangio zwar mit acht Punkten vor seinem britischen Teamkollegen Peter Collins, doch bleibt er punktelos, wäre der neuer Weltmeister.
Und so passierte es auch.
Fangio landete zum Rennende mit einem defekten Auto in der Box, die Lenkstange war gebrochen.
Man ließ ihn aussteigen um den Wagen zu reparieren.
Fangio sollte nun den Wagen von Luigi Musso übernehmen.
Der wurde an die Box beordert, widersetzte sich jedoch dieser Teamorder.
Er wechselte die Reifen, tankte nach und fuhr weiter.
Warum: seinen Wagen hatt er bereits zu Beginn der Saison zweimal an Fangio weitergereicht.
Noch einmal wollte er das nicht tun.
Zumal er aktuell auf dem zweiten Platz lag und Stirling Moss im Maserati 250F angreifen konnte.
Der fuhr in Reichweite vor ihm.
Very british: ein echter Gentleman
Jetzt kommt Teamkollege Peter Collins ins Spiel.
Während sich Musso an Moss herankämpfte, rollte Collins zum Reifenwechsel an die Box.
Er sah den am Boden zerstörten Fangio und entschied aus dem Bauch heraus ihm seinen Wagen zu übergeben.
Was für eine große sportliche Geste!
Damit ist Collins der einzige Formel-1-Fahrer, der freiwillig auf den Weltmeistertitel zugunsten seines Teamkollegen verzichtete.
Denn er lag an vielversprechender dritter Stelle, als er an die Box kam.
Der selbstbewusste Brite sagte damals: „ich bin noch so jung, habe noch genug Zeit für so einen Titel.“
Ein tragischer Irrtum, wie sich später herausstellte.
Er starb zwei Jahre später beim Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring.
Im Streckenabschnitt „Pflanzgarten“ kam sein Ferrari Dino 246F1 von der Strecke ab und überschlug sich mehrfach.
Collin wurde rausgeschleudert, knallte gegen einen Baum, was zu schweren Kopfverletzungen führte.
Daran verstarb er später im Krankenhaus.
Den Sieg zwei Jahre zuvor holte sich Maserati-Pilot Stirling Moss in Monza beim GP von Italien ebenfalls nur dank der Hilfe eines Teamkollegen.
Fünf Runden vor Schluss blieb sein Wagen ohne Sprit auf der Strecke liegen.
Luigi Piotti, Fahrer eines privaten Maserati 250F, rollte an dessen Heck und schob ihn mit seinem Wagen etliche Kilometer bis zur Box, wo er nachtanken und dann weiterfahren konnte.
Das ging damals noch.
Übrigens:
Unter der 83 Fahrern der Saison 1956 landete Colin Chapman auf dem letzten Platz.
Er wurde später als Gründer des Lotus-Teams bekannt, mit dem eigenen Lotus 12 startete er 1958 erstmals in der Formel 1.
Die goldene Ära
Für Lancia begann eine Durststrecke im Motorsport.
Die wurde erst nach der Übernahme durch Fiat im Jahr 1969 beendet.
Der Anfang einer goldenen Ära.
Der Lancia Fulvia holte 1972 den ersten Titel in der Rallye-WM, bis 1991 folgten unzählige weitere.
Auch bei der Rallye Monte Carlo.
Dreizehn Mal siegten Teams von Lancia bei der „Monte“, wie sie die Fans nennen.
Los ging es 1954 mit dem Aurelia GT.
Damals erhielt Louis Chiron zum ersten Mal den Siegerpokal von Fürst Rainier.
1972 feierte Sandro Munari den ersten seiner vier Monte-Siege im Fulvia HF 1600.
Drei weitere holte sich der Italiener mit einem Stratos.
Mit Walter Röhrl und Tommi Mäkinen (Finnland) ist er damit Rekordhalter.
Doch Siege bei der Rallye Monte Carlo sind ein kleiner Teil der Erfolgsbilanz.
Sozusagen die Spitze des Eisberges.
Insgesamt 74 Siege bei Weltmeisterschaftsrallyes sprechen eine klare Sprache.
Damit steht die Marke an der Spitze der Bestenliste.
Zehn Mal errang das Werksteam den Titel in der Hersteller-Wertung.
Zehn Mal errang das Werksteam den Titel in der Hersteller-Wertung.
Die wurde offiziell 1973 eingeführt.
Von 1987 bis 1992 sogar sechs Mal in Folge.
In einer ganz eigenen Welt spielte auch der Lancia Stratos, brachte alle anderen an den Rand des Wahnsinns. Von den schlaflosen Nächten der dortigen Teamchefs wollen wir hier nicht berichten.
Lancia Stratos: unbesiegbar
Schon 1974 feierte der futuristisch gestylte Stratos zehn Siege und holte sich die erste Weltmeisterschaft.
In den 70er Jahren war er bei keinem Rallye-Lauf zu schlagen.
Der Stratos war nicht einfach zu fahren, ganz im Gegenteil.
Doch wer ihn beherrschte, bewegte sich in der faszinierenden Welt der Wunder.
Scheinbar spielerisch brauste er in vollem Tempo durch schwierigste Kurven.
Alles wurde gewonnen, was in der schnellen Szene der Rallyeautos Rang und Namen hatte.
Dieser Original-Film von 1975 zeigt warum:
Als Mutterkonzern Fiat seinen 131 Abarth als neuen Star nach vorne bringen wollte, ging es langsam mit dem Stratos bergab.
Ganz zu Ende war es dann 1978, als durch eine Änderung im Sportgesetz der 4-Ventiler verboten wurde.
Ein paar statistische Zahlen
Gesamtsiege Marken-Weltmeisterschaft
1974: Lancia Fulvia Coupé HF 1600 + Lancia Stratos + Lancia Beta Coupé
1975: Lancia Stratos
1976: Lancia Stratos
1983: Lancia Rally 037
1987: Lancia Delta HF 4WD
1988: Lancia Delta HF 4WD + Lancia Delta integrale
1989: Lancia Delta integrale + Lancia Delta integrale 16V
1990: Lancia Delta integrale 16V
1991: Lancia Delta integrale 16V
1992: Lancia Delta HF integrale
1974: Lancia Fulvia Coupé HF 1600 + Lancia Stratos + Lancia Beta Coupé
1975: Lancia Stratos
1976: Lancia Stratos
1983: Lancia Rally 037
1987: Lancia Delta HF 4WD
1988: Lancia Delta HF 4WD + Lancia Delta integrale
1989: Lancia Delta integrale + Lancia Delta integrale 16V
1990: Lancia Delta integrale 16V
1991: Lancia Delta integrale 16V
1992: Lancia Delta HF integrale
Gesamtsiege Fahrer-Weltmeisterschaft
1987: Juha Kankkunen im Lancia Delta HF 4WD
1988: Miki Biasion im Lancia Delta HF 4WD + Delta integrale
1989: Miki Biasion im Lancia Delta integrale + Delta integrale 16V
1991: Juha Kankkunen im Lancia Delta integrale 16V
1987: Juha Kankkunen im Lancia Delta HF 4WD
1988: Miki Biasion im Lancia Delta HF 4WD + Delta integrale
1989: Miki Biasion im Lancia Delta integrale + Delta integrale 16V
1991: Juha Kankkunen im Lancia Delta integrale 16V
Meisterschaften vor Einführung der Marken-WM (1973)
1972: Internationale Meisterschaft Lancia Fulvia Coupé HF 1600
Meisterschaften vor Einführung der Fahrer-WM (1979)
1963: Europacup-Sieger Leo Cella im Lancia Flavia Coupé
1964: Europacup-Sieger Luigi Cabella im Lancia Flaminia Coupé
1965: Europacup-Sieger Marco Crosina im Lancia Flavia Zagato
1974: Weltcup-Sieger Sandro Munari im Lancia Stratos
1976: Weltcup-Sieger Sandro Munari im Lancia Stratos
Gesamtsiege Fahrer-Europameisterschaft
1969: Harry Kallström im Lancia Fulvia Coupé HF 1.3 + HF 1600
1973: Sandro Munari im Lancia Fulvia Coupé HF 1600
1976: Bernard Darniche im Lancia Stratos
1977: Bernard Darniche im Lancia Stratos
1978: Tony Carello im Lancia Stratos
1983: Miki Biasion im Lancia 037 rally
1984: Carlo Capone im Lancia 037 rally
1985: Dario Cerrato im Lancia 037 rally
1986: Fabrizio Tabaton im Lancia Delta S4
1987: Dario Cerrato im Lancia Delta HF 4WD
1988: Fabrizio Tabaton im Lancia Delta HF 4WD
1989: Yves Loubet im Lancia Delta integrale
1990: Robert Droogmans im Lancia Delta integrale 16V
1991: Piero Liatti im Lancia Delta integrale 16V
1972: Internationale Meisterschaft Lancia Fulvia Coupé HF 1600
Meisterschaften vor Einführung der Fahrer-WM (1979)
1963: Europacup-Sieger Leo Cella im Lancia Flavia Coupé
1964: Europacup-Sieger Luigi Cabella im Lancia Flaminia Coupé
1965: Europacup-Sieger Marco Crosina im Lancia Flavia Zagato
1974: Weltcup-Sieger Sandro Munari im Lancia Stratos
1976: Weltcup-Sieger Sandro Munari im Lancia Stratos
Gesamtsiege Fahrer-Europameisterschaft
1969: Harry Kallström im Lancia Fulvia Coupé HF 1.3 + HF 1600
1973: Sandro Munari im Lancia Fulvia Coupé HF 1600
1976: Bernard Darniche im Lancia Stratos
1977: Bernard Darniche im Lancia Stratos
1978: Tony Carello im Lancia Stratos
1983: Miki Biasion im Lancia 037 rally
1984: Carlo Capone im Lancia 037 rally
1985: Dario Cerrato im Lancia 037 rally
1986: Fabrizio Tabaton im Lancia Delta S4
1987: Dario Cerrato im Lancia Delta HF 4WD
1988: Fabrizio Tabaton im Lancia Delta HF 4WD
1989: Yves Loubet im Lancia Delta integrale
1990: Robert Droogmans im Lancia Delta integrale 16V
1991: Piero Liatti im Lancia Delta integrale 16V
![]() |
Foto: Achim Stahn |
Kommentare
Kommentar veröffentlichen