Wir kämpften uns wieder einmal durch
das Neuheiten-Angebot zum Thema Fahrzeuge auf zwei und vier Rädern,
stellen hier ein weiteres lesenswertes Exemplar kurz vor.
von Michael Kirchberger
Sie denken, Sie kennen das Elsass? Vergessen Sie es. Nach vielen
Ausflügen und Reisen in das östlichste Departement Frankreichs, das mit
8280 Quadratkilometern Fläche nur wenig mehr als ein Prozent der
Festlandsfläche unserer Nachbarn im Westen ausmacht, haben wir gedacht,
uns ziemlich gut auszukennen, in der Region, wo es Pinot Gris,
Munster-Käse und Choucroute garni gibt.
Und dann ist uns das Büchlein
des renommierten Baedeker-Verlags in die Hände gefallen, das auf 374
Seiten mit umfangreicher Illustration und Kartenmaterial die
facettenreiche Geographie und Kultur des in der Vergangenheit so
umkämpften Landstrichs kompetent und fundiert vorstellt.
Schon der Einstieg zu
Beginn des handlichen Taschenbuchs weckt Sehnsucht und Vorfreude. Das
Elsass und sein Mittelgebirge, die Vogesen, locken mit fast magischer
Kraft.
Aufgeteilt in sechs Kapitel beginnt der literarische Streifzug
von Nord nach Süd, von Wissembourg bis nach Mulhouse. Und dabei geht es
nicht nur um Geographie, Geschichte und Kulinarik. Denn, so verrät es
der Reiseführer, das Elsass ist ein Autoland.
Viele wissen, dass im
Süden des Departements Peugeot seinen Stammsitz hat, in der Fabrik in
Mulhouse bauen heute rund 10.000 Mitarbeitende Erfolgstypen wie den
2008.
Außerdem empfängt das von den Schweizer Brüdern Schlumpf
gegründete Musée de l’Automobile seine Besucher zu einer der
exklusivsten Fahrzeug-Sammlungen der Welt, darunter eine ganze Reihe von
Prachtstücken aus der Bugatti-Produktion.
Ettore Bugatti
Die war jedoch nicht hier beheimatet, sondern im weiter nördlich
gelegenen Örtchen Molsheim. 1909 gründete der aus Italien stammende
Ettore Bugatti sein Auto-Werk für Luxuswagen, die siegreich auf den
Rennstrecken und begehrt bei Adel und Großindustriellen waren. Der 1929
gefertigte Royale etwa hatte einen 12,7-Liter-Motor, 300 PS und 23 Liter
Motoröl. Den gab es jedoch nur für würdige Kunden. Als König Zogu von
Albanien beim Dinieren mit dem Meisteringenieur durch unangenehme
Tischmanieren auffiel, strich ihn Bugatti umgehend von der Warteliste.
Heute werden in Molsheim immer noch Bugattis gebaut, heute aber unter der
Ägide von Volkswagen. Besichtigen kann man die Fertigung nicht, aber im
Musée de la Chartreuse des naheliegenden ehemaligen Karthäuserklosters
hat die Bugatti-Stiftung ihr Zuhause und stellt neben Dokumentationen zu
fast allen Modellen der Marke drei echte Bugattis aus.
Musée René Lalique
Auf ein weiteres Juwel aus der Welt des Automobils weist Baedeker mit
einem eigenen Kapitel hin. In Winden-sur-Moder, etwa 30 Kilometer
nordwestlich von Hagenau, gewährt das Musée René Lalique Eintritt zu
Glaskunstwerken der besonderen Art. Die Region im nördlichen Elsass war
nach dem Krieg gegen Deutschland in den 1920er-Jahren kein
Wirtschaftswunderland, der französische Staat lockte mit hohen
Subventionen Gewerbetreibende hierher.
Zu ihnen gehörte René Lalique, der zuvor in Paris als Goldschmied,
Juwelier und Schmuckdesigner aufgefallen war. Er ersetzt bald die teuren
Edelsteine durch Glas und gründete im verträumten Dorf am Fluss Moder
eine Glasmanufaktur, wo er herrliche Kreationen im Stil des Art Deco
herstellte. Nicht nur die führenden Parfumeure des Landes beauftragten
ihn mit der Gestaltung ihrer Flakons, auch die Autoindustrie wurde auf
ihn aufmerksam. Daher kommt es, dass im ihm gewidmeten Museum neben
anderen wohlgeformten Erzeugnissen eine ganze Reihe von gläsernen
Kühlerfiguren zu sehen sind, die einst die Motorhauben von Bugattis,
Rolls-Royce und Bentleys zierten.
Für autoaffine Menschen bietet das Elsass jedoch auch andere
Reiseerlebnisse. Angefangen von den verschiedenen Touren, die Baedeker
rund um die Gipfel der Vogesen oder entlang der hügeligen Route des Vins
vorschlägt, bis hin zu den touristischen Sensationen wie die
Maginot-Linie, der französische Verteidigungswall mit seinen 200
Kilometern Stollen und stählernen Geschützstellungen oder die
astronomische Uhr im Straßburger Münster, die täglich um 12.30 Uhr zum
Leben erwacht und den Menschen als Kind, Jugendlichen, Erwachsenen und
Greis am Tod vorbeidefilieren und die Apostel um Jesus kreisen lässt.
An
Sonn- und Feiertagen findet die beeindruckende Aufführung nicht statt,
aber dann sollte der Reisende Strasbourg ohnehin meiden. Denn dann einen
Tisch im Café, Bistro oder Restaurant zu ergattern, ist ohne
Reservierung nahezu aussichtslos.
Dagegen ruht die Arbeit am Wochenende im Europaviertel, wo das
Europäische Parlament seinen Sitz am Ufer des Flusses Ill hat, die
wenige Kilometer weiter in den Rhein mündet. Dann ist auch ein Besuch
nicht möglich.
Auch an Werktagen erhält nur Zutritt, wer sich vorher
beim Besuchsdienst angemeldet hat. Telefonnummer und Adresse vergisst
Baedeker natürlich nicht. Ohnehin sind alle empfohlenen Lokationen
einschließlich der Hotels und Restaurant mit allen notwenigen
Kontaktdaten bis hin zur Webseite aufgeführt. Was die Reiseplanung
wesentlich erleichtert.
Unser Fazit:
Zum smarten Preis von 22,95 Euro gibt der bei Mairdumont erschienene
Reiseführer Elsass/Vogesen Auskunft über alle relevanten Ausflugsziele
und Sehenswürdigkeiten, schön geschrieben ist er obendrein. Worauf also noch warten? Auf ins Elsass.
Alle Fakten zum Buch
- Titel: Baedeker Reiseführer Elsass, Vogesen
- Erscheinungstermin: 26.06.2024
- Autoren: Dina Stahn und Gabriele Kalmbach
- Verlag: MairDuMont
- Ausstattung: Taschenbuch
- ISBN: 978-3-575-00146-7
- Seiten: 370
- Format: 19,1 x 12,5 x 2,4 cm
- Preis: 22,95 Euro
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