Diese bedeutende Sammlung
historischer Fahrzeuge bietet Besuchern seit einigen Tagen einzigartige Einblicke in die Historie der italienischen Marke
sportlicher Autos. Zu sehen sind seltene Serien- und Rennfahrzeuge aus dem eigenen Museum und von privaten Sammlern.
von Achim Stahn
Natürlich
ist der erste von Carlo Abarth getunte Fiat 500 dabei, mit dem seine
Fahrer 1958 auf der Rennstrecke von Monza sechs Geschwindigkeits- und
Distanzweltrekorde aufstellten.
Auch
der legendäre Abarth 1000 SP aus den 1960er Jahren ist mit dabei,
einige brandneue Modelle ebenfalls, wie der Abarth 695 75° Anniversario,
der in limitierter Stückzahl von nur 1.368 Exemplaren produziert wird.
Die Ausstellung in einem reservierten Bereich des Heritage Hub (das offizielle Museum von Lancia, Fiat und Abarth) öffnete am 12. April 2024.
Nicht zu vergessen: weitere historisch wertvolle Fahrzeuge von Abarth sind in der ständigen Sammlung des Museums zu sehen.
Tickets gibt es über das Buchungsportal hier:
„Passione senza tempo“
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| Carlo Abarth mit einigen seiner bedeutendsten Autos Foto: Stellantis Heritage |
Eines der Highlights aus dem Leben von Carlo Abarth ist der Abarth 750.
Der Einsitzer wurde erstmals auf der Automobilausstellung in Turin im April 1956 gezeigt.
Hinter dem aerodynamischen Auftritt steckt Design-Genie Franco Scaglione.
Diese Arbeit lieferte er für den Karosseriebauer Bertone ab.
Der Wagen sollte neue Weltrekorde in Sachen Geschwindigkeit und Dauer aufstellen.
Genauer gesagt in der H-Klasse, Fahrzeuge mit einem Hubraum zwischen 500 und 750 ccm.
Geschwindigkeitsrekorde waren für Carlo Abarth Leidenschaft, aber auch ein hervorragendes Werbemittel, um
Leistung und Zuverlässigkeit seiner Autos publikumswirksam
darzustellen. Italienische
Karosserie- und Aerodynamik-Spezialisten halfen ihm dabei, seine Ideen einzigartig leichter und superschneller Fahrzeuge zu realisieren.
Viele Komponenten im Abarth 750 kamen aus dem Fiat 600, auch Lenkung, Aufhängung und natürlich dessen Motor, der jedoch tüchtig überarbeitet wurde.
Der 0,747 Liter große Vierzylinder brachte es mit seinen 47 PS auf 190 km/h.
Besonders wichtig war, das Gewicht so weit wie möglich zu reduzieren.
Gelang auch, am Ende brachte er gerade
mal 385 kg auf die Waage.
Bremsen wurden nur an der Vorderachse
montiert, das Getriebe verfügte über drei Gänge mit einem besonders
langen Brückenverhältnis, um die Höchstgeschwindigkeit
konstant bei 190 km/h zu halten.
Beim Termin auf dem Hochgeschwindigkeitsstrecke von Monza am 17. Juni 1956 waren neben den Mechanikern und den Fahrern auch Carlo Abarth und Nuccio Bertone anwesend.
An diesem und dem Folgetag wurde versucht, den 24-Stunden-Klassenrekord zu brechen.
Remo Cattini, Umberto Maglioli, Mario Poltronieri und Alfonso Thiele legten 3.743,642 Kilometer bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 155,985 km/h zurück.
Es war der erste von 133 internationalen Rekorden, die Abarth aufstellte.
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Fiat 750 Abarth Foto: Stellantis Heritage
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Die Geschichte von Carlo Abarth
Er ist einer der großen Persönlichkeiten und Visionäre unserer automobilen Zeit und ein echtes Multitalent. Es gab eigentlich nichts, was er nicht mit seinen kreativen Ideen lösen konnte, beruflich und privat war Carlo (Karl) Abarth schon eine ganz besondere Nummer.
Er ließ nichts aus, was ihm Freude und Motivation bedeutete. Abarth war Motorrad-Rennfahrer, Unternehmer und Modeschöpfer, leidenschaftlicher Perfektionist, vor allem aber ein überragender Autokonstrukteur.
Das Abarth-Werksteam und jede Menge Privatpiloten fuhren auf seinen Modellen von den Anfängen in den 1950er Jahren bis 1971 deutlich über 7.000 Siege ein.
In dieser Region von gewonnenen Rennen gibt es nicht viele andere Marken.
Seine Rennwagenkonstruktionen und zivile Autos sind legendär.
Sie waren und bleiben auch heute noch die Träume junger und älterer Menschen.
So fing alles an
Die Tuningbausätze der Societa Abarth & Co. waren zum Beginn der Firma ein Verkaufsschlager, die Rennwagen später einzigartig und die Piloten des Abarth-Werksteams sowohl bei Berg- als auch bei Rundstreckenrennen durch viele Jahre hindurch konstant erfolgreich.
Der Name Abarth stand schnell als Synonym für Geschwindigkeit, Mut und Leistung.
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Abarths Erfolgsgeschichte begann 1950 auf dem Turiner Autosalon mit sportlichen Auspuffanlagen für den Topolino, die er mit Glaswolle auskleidete. Durch diese Nachrüstung gab es eine leichte Leistungssteigerung, wichtiger noch für viele war der entschieden aggressivere Klang.
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Carlo Abarth und sein Team tunten diverse Modelle von Fiat, Simca und Alfa Romeo, machten sie renntauglich. Sie bekamen verbesserte Auspuffanlagen, Doppelvergaser, spezielle Lenkräder und natürlich Fahrwerkskomponenten.
Das, was heute die kompletten Tuning-Branche macht.
Abarth gilt daher als Vorreiter dieser Szene.
Auch 'normale' Fahrer konnten sich mit sportlicher klingenden Auspuffanlagen zur Selbstmontage den damals oft tristen Alltag freudiger gestalten.
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| Foto: Stellantis Heritage |
Beliebt für das Tuning waren vor allem die Modelle vom Fiat 500.
Deren Leistung reichte von 27 PS beim Fiat Abarth 595 bis über 40 PS beim 695 SS Corsa.
Vorher hatte sich Carlo Abarth bereits an einer Sport-Variante des Fiat 600 versucht, dem Abarth 750 GT. Mit ihm stellte er 1956 diverse Rekorde auf, sorgte weltweit für Aufsehen.
Ende der 1960er Jahre wurde der Motorsport immer kostenintensiver, der Absatz von Tuningteilen ging spürbar zurück, auch Inflation und Gewerkschaftsstreiks machten dem Betrieb zu schaffen.
Carlo Abarth 1971 musste sein Unternehmen schweren Herzens an Fiat verkaufen.
Er zog zurück in seine Geburtsstadt Wien, blieb offiziell weiter als Berater tätig.
Als Fiat die Rennwagenproduktion sofort nach der Übernahme einstellte, traf ihn das besonders schwer.
Doch der Turiner Hersteller besann sich einige Jahre später auf das großartige sportliche Erbe, holte 1977, 1978 und 1980 mit dem Fiat 131 Abarth den Titel in der Markenwertung der Rallye-WM.
Walter Röhrl wurde 1980 Fahrerweltmeister.
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| Fiat 131 Abarth Foto: Stellantis Heritage |
Diesen Triumph konnte Carlo Abarth leider nicht mehr erleben.
Er starb am 24. Oktober 1979 in Wien, ist dort auf dem Grinzinger Friedhof beerdigt.
Nach Meran benannte am 24. Oktober 2019 endlich auch die Stadt Turin eine Straße nach dem genialen Konstrukteur.
Die Via C. Abarth liegt zwischen Corso Orbassano und Via Plava in der Nähe des Firmensitzes.
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