Der in Braunschweig aufgewachsene Privatier war ein Ausnahmetalent, wo er drin saß, peilte er Siege an. Eine Karriere in der Formel 1 schlug „Kurti“ aus, da er seinem ebenfalls vor ihm rennaktiven Vater versprochen hatte, immer am Montagmorgen pünktlich im elterlichen Betrieb auf dem Kran zu sitzen. Das ging bei den diversen Rennen in Übersee natürlich nicht.
So unterschiedlich beide auch waren, für sie bedeuteten die Renneinsätze
Erholung vom Alltagsstress. Und da wurde auch schon mal vom Vater mitten
in der Rallye-Wertung eine Zigarre im privaten Flügeltürer-Mercedes genossen.
Sein Sohn Kurt Ahrens junior nahm in den Jahren 1958 bis 1971 an rund 240 Wettbewerben teil, bis 1963 oftmals zusamen mit seinem Vater in unterschiedlichen Fahrzeugen.
70 Rennen gewann er überwiegend als Privatfahrer.
Er fuhr auch in diversen Klassen, bei Sportwagenrennen, in der Formel 2 und 3 mit eigenen Autos, in den Werksteams
von Abarth, Porsche und BMW.
1968 bekam er von Jack Brabham das Angebot, auf dem Nürburgring beim Großen Preis von Deutschland in einem Formel-1-Brabham zu fahren. Schlug sich dabei mit einem schlechten Wagen bravourös. Folgeeinsätze in der Königsklasse lehnte er aus dem bereits geschilderten Grund ab.
„Die Rennen waren praktisch meine Erholung, in den Urlaub reiste ich ja nie.”
Seine Einsätze für Porsche
bei Langstreckenrennen in den späten 1960er Jahren gehören auf jeden Fall zu den Höhepunkten in der
Karriere von Kurt Ahrens junior.
Darunter 1970 der Gesamtsieg beim 1000-Kilometer-Rennen auf dem
Nürburgring. Dort saß er gemeinsam mit Vic Elford im offenen Porsche 908/03, der speziell für die Targa Florio konstruiert wurde.
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1969 Österreichring: Kurt Ahrens im Porsche 917 Kurzheck, im Hintergrund sind Rennfahrer Jo Siffert und Ferdinand Piëch zu sehen |
Den ersten
Gesamtsieg des Zwölfzylinder-Porsche 917 holte er etwas später beim 1000-Kilometer-Rennen auf dem
Österreichring. Als erster zähmte Kurt Ahrens jr. das Biest (so wurde es von allen ehrfürchtig genannt).
Vorher hatten schon große Namen jener Zeit mit „Nein Danke“ abgesagt, wollten das furchterregend schnelle Auto nicht fahren.
Zusammen mit
Joseph Siffert brauste er 1969 beim 1000-km-Rennen von Zeltweg allen davon.
Ein Highlight von vielen aus der einzigartigen Geschichte des überaus talentierten
Rennfahrers, der daraus aber nie einen Beruf machen wollte. Auch nicht als Stammfahrer in der Formel 1.
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1969 Österreichring: Kurt Ahrens im Porsche 917 Kurzheck bei der Zieleinfahrt |
Für den damaligen Porsche-Entwicklungschef Ferdinand Piëch und das gesamte
Team waren die Erfolge durch Ahrens und Siffert maßgeblich, denn nach dem Rückschlag beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans zeigt der anfangs sehr schwierig zu fahrende 917 in
Österreich sein volles Potenzial.
In Le Mans teilte sich Kurt Ahrens das Cockpit
des weiß-roten Porsche 917 Langheck mit Vic Elford. Während ihn das Fahrverhalten
des 917 im Vorjahr vor allem bei hohem Tempo noch beunruhigte, fühlte er sich im
weiterentwickelten Modell mit neuem 4,9 Liter Motor deutlich sicherer.
Mit einer grandiosen Rundenzeit von 3:19,08 Minuten holte Vic Elford die Pole-Position. Das entsprach einem Schnitt von 242,685 km/h – so schnell war noch nie ein Rennwagen in Le Mans gefahren.
Alles sah nach Sieg aus, die beiden lagen bis zur 18. Runde klar in Führung. Doch dann mussten sie wegen einem
technischen Defekt aufgeben, der neue Motor streikte.
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Porsche 908/03 mit Kurt Ahrens am Steuer |
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Porsche 908/03 mit Kurt Ahrens am Steuer |
Vorbild für kommende Generationen
Seine Fähigkeit, sich schnell auf neue Strecken und Fahrzeuge
einzustellen, machte Kurt Ahrens zu einem geschätzten Werksfahrer für Porsche.
Er war immer schnell und ein zuverlässiger Teamplayer, der
maßgeblich zur Weiterentwicklung der Rennwagen beigetragen hat.
Während
seiner gesamten Karriere zeigte Ahrens an den Renn-Wochenenden, dass er nicht
nur schnelle Rundenzeiten fahren konnte, er besaß auch ein strategisches
Gespür für große Rennen.
1970 beendete er mit 30 seine Karriere. Wohl eine gute Entscheidung, denn die damalige Zeit war gefährlich, sehr gefährlich sogar. Als Vater von vier Kindern und Mitarbeiter im elterlichen Betrieb musste er sich irgendwann klar darüber sein, wo die Reise hingeht.
Doch wie so oft im Leben, ist ein „nie wieder“ nicht immer das Ende.
1971 startete er in einem Werks-Capri von Ford noch einmal beim
Europameisterschaftslauf der Tourenwagen in Brünn. Na klar wollte er noch einmal seine große Leidenschaft genießen, doch gemacht hat er es aus Liebe zu seiner Frau Renate. Für sie war
das die einzige Möglichkeit, ihre Eltern aus Dresden zur DDR-Zeit treffen zu können.
Unser Buch-Tipp
Die Geschichte von Kurt Ahrens junior erzählt in diesem Buch Eckhard Schimpf grandios auf 144 Seiten. Der Journalist und Motorsport-Experte kennt den genialen
Amateur seit 67 Jahren.
Er zeichnet hier die wohl einmalige Erfolgsstory des
Porsche-Werksfahrers ohne Werksvertrag nach, von den Anfängen in der Formel 3 bis zu
seinem einzigen Start in der Formel 1 am Nürburgring und seinem Rückzug aus dem
Motorsport.
Das emotionale Porträt einer vergessenen
und kaum bekannten Größe im Motorsport ist wunderbar zu lesen. Und eine
Wohltat in unserer heutigen Zeit, in der alles andere wichtiger ist als
Spaß am Leben und dies zu genießen.
Das Buch aus dem Verlag Delius Klasing gehört in jede Sammlung, auch bei allen, die sich nicht so für den Motorsport interessieren!
Preis: 29,90 Euro
ISBN: 978-3-667-12520-0
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